Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher,
unser Museum befindet sich derzeit im Umbau. Wir freuen uns Sie ab Herbst wieder in unserem Haus willkommen heißen zu dürfen.
Bis dahin wünschen wir Ihnen einen angenehmen und erholsamen Sommer!
Ihr AMUSEUM-Team
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Dachauer Straße 90 · München / ehem. Gesundheitsamt
SKULLPHONE
DIGITAL MEDIA
Sie ist ein ständiger Begleiter im Alltag – Werbung in Form von großflächigen Plakatwänden, digitalen Werbetafeln, auf Internetseiten, Smartphone App's und seit einigen Jahren auch künstlerisch anmutende Werbe-Graffiti, die als Urbanart bekannt sind.
Tagtäglich werden wir subtil mit bis zu zehntausend Werbebotschaften konfrontiert, um oftmals Produkte zu kaufen, die wir nicht brauchen; damit wir mit ihnen Menschen beeindrucken, die wir eigentlich nicht mögen – finanziert mit Geld, das wir oftmals nicht einmal haben.
Gehetzt zwischen Meetings, Brainstormings und Pitches arbeiten junge „Kreative“ in riesigen Werbeagenturen kontinuierlich an neuen Wegen und Möglichkeiten, den bereits übersättigten Konsumenten zu seiner nächsten Kaufentscheidung zu bewegen. Dazu ist mittlerweile fast alles recht, was das Gesetz nicht explizit verbietet. Im Jahr 2002 überschritt die Hamburger Werbeagentur Jung von Matt hierfür gar eine moralische Grenze und warb im Auftrag eines mittlerweile europaweit agierenden Elektrogeräte- Discounters gut ein Jahrzehnt lang mit dem primitiven Slogan „Geiz ist geil“.
Damit wurde eine neoliberale Weltanschauung, die Preisdumping mitsamt seinen gesellschaftlichen Folgen als selbstverständlich legitimiert, salonfähig. Diese radikale Vorgehensweise blieb seither kein Einzelfall.
Zugleich bedienen sich Konzerne mit Hilfe der Werbeindustrie und der Wirtschaftspsychologie professionalisierter Manipulationsstrategien, in denen vermeintlich faire, gesunde oder nachhaltige Kampagnen an das gute Gewissen des sündigen Verbrauchers appellieren. Im Jahr 2015 tauschte der wohl weltweit bekannteste Erfrischungsgetränkehersteller sein markantes Rot für die Aufmachung seiner neuen „Life"-Linie gegen ein ökologisch anmutendes Grün ein. Darin, wie in vielen anderen Produkten des Konzerns enthalten: Der von führenden unabhängigen Wissenschaftlerinnen und Ärzten kritisch diskutierte Zucker-Ersatzstoff Aspartam, welcher im ernstzunehmenden Verdacht steht die Entstehung von Krebs zu fördern. Bereits wenige Tage nach der Markteinführung bemängelte die deutsche Verbraucherzentrale, dass der immer noch sehr hohe Zuckergehalt des Softdrinks im Gegensatz zur Vermarktungsstrategie als vermeintlich gesunde Alternative zu Coca-Cola steht und enttarnte damit das von Marketingexperten ausgeklügelte Greenwashing. Ein nachweislich falsches Werbeversprechen, das mittlerweile für viele Unternehmen ein zentraler Teil ihrer Werbebotschaften geworden ist.
Als Gegenbewegung zur zunehmenden kommerziellen Vereinnahmung der Großstädte durch die wirtschaftliche Marktmacht multinationaler Konzerne und ihrer Investoren, versuchen weltweit seit mehr als zwei Jahrzehnten engagierte Kunst-Aktivistinnen und Aktivisten dieser Entwicklung den Boden zu entziehen. Einer der innovativsten Vertreter der damals noch jungen Street Art-Bewegung ist der in Kalifornien lebende und anonym agierende Künstler SKULLPHONE, der sich in den späten 2000er Jahren zu einem der wichtigsten Akteure der amerikanischen Street Art-Bewegung etablierte. Bereits Ende der 1990er-Jahre tauchten in Los Angeles Plakate und Schablonen eines Totenkopfs mit einem Mobiltelefon in der Hand auf, welche die Zeitschrift LA Weekly kurzerhand „SKULLPHONE“ taufte. Seinen künstlerischen Durchbruch in der breiten Öffentlichkeit hatte SKULLPHONE im Jahr 2008, als er eine Vielzahl von digitalen Plakatwänden in Los Angeles gehackt und mit seiner Kunst unautorisiert zurückeroberte.
In den darauffolgenden Jahren entwickelte der Künstler auch eine händisch gefertigte Variante der digitalen Billboards, welche er fortan als „Digital Media Paintings“ bezeichnete. Dabei setzt er mit einem feinen Pinsel tausende von Hand platzierte Punkte in den bekannten Monitorfarben RGB (rot, grün, blau) auf zuvor schwarz lackierte Aluminium-Panele, welche final mit speziellem Klarlack versiegelt werden. Das Ergebnis sind atemberaubende, wie digitale Werbetafeln der frühen 2000er anmutende Gemälde, welche auf ästhetische und zugleich subversive Weise die manipulative Wirkung klassischer Werbung imitieren.
2017 ist es dem Kunstverein gelungen mit SKULLPHONE sein bis dahin international erstes Digital Media Painting in Form eines großformatigen Mural-Triptychons in der Nähe des Stiglmaierplatzes umzusetzen. In seinem von Hand gefertigten Meisterwerk bedient sich der Künstler gezielt unter anderem Motiven der oben angeführten "Life" Greenwashing Kampagne.
Nur kurze Zeit nach der Umsetzung dieser großformatigen Kritik an Werbung im öffentlichen Raum kam es nur wenige Meter entfernt, bezugnehmend auf das Statement hinter dem Werk, zu zwei zynischen Ereignissen.
Wenige Wochen nach der Fertigstellung des Murals testete Deutschlands führender Vermarkter kommerzieller Werbeflächen im öffentlichen Raum an den direkt gegenüber liegenden Trambahn-Haltestellen seine bis dahin ersten digitalen Werbetafeln, welche mittlerweile so gut wie sämtliche Wartehäuschen der Stadt bekleiden.
Im Juli 2021 wurde diese Absurdität nochmals übertroffen, als die neuen Betreiber des wenige Jahre später zur Zwischennutzung ausgeschriebenen ehemaligen "Gesundheitshaus" unter dem Deckmantel der Kunstförderung eine der ersten kommerziellen Werbe-Graffiti Aufträge für einen der größten Kräuterschnapsherstellern direkt vis-a-vis zum SKULLPHONE Triptychons ermöglichten.
Sichtbarkeit: Herbst 2017 – heute
Tagtäglich werden wir subtil mit bis zu zehntausend Werbebotschaften konfrontiert, um oftmals Produkte zu kaufen, die wir nicht brauchen; damit wir mit ihnen Menschen beeindrucken, die wir eigentlich nicht mögen – finanziert mit Geld, das wir oftmals nicht einmal haben.
Gehetzt zwischen Meetings, Brainstormings und Pitches arbeiten junge „Kreative“ in riesigen Werbeagenturen kontinuierlich an neuen Wegen und Möglichkeiten, den bereits übersättigten Konsumenten zu seiner nächsten Kaufentscheidung zu bewegen. Dazu ist mittlerweile fast alles recht, was das Gesetz nicht explizit verbietet. Im Jahr 2002 überschritt die Hamburger Werbeagentur Jung von Matt hierfür gar eine moralische Grenze und warb im Auftrag eines mittlerweile europaweit agierenden Elektrogeräte- Discounters gut ein Jahrzehnt lang mit dem primitiven Slogan „Geiz ist geil“.
Damit wurde eine neoliberale Weltanschauung, die Preisdumping mitsamt seinen gesellschaftlichen Folgen als selbstverständlich legitimiert, salonfähig. Diese radikale Vorgehensweise blieb seither kein Einzelfall.
Zugleich bedienen sich Konzerne mit Hilfe der Werbeindustrie und der Wirtschaftspsychologie professionalisierter Manipulationsstrategien, in denen vermeintlich faire, gesunde oder nachhaltige Kampagnen an das gute Gewissen des sündigen Verbrauchers appellieren. Im Jahr 2015 tauschte der wohl weltweit bekannteste Erfrischungsgetränkehersteller sein markantes Rot für die Aufmachung seiner neuen „Life"-Linie gegen ein ökologisch anmutendes Grün ein. Darin, wie in vielen anderen Produkten des Konzerns enthalten: Der von führenden unabhängigen Wissenschaftlerinnen und Ärzten kritisch diskutierte Zucker-Ersatzstoff Aspartam, welcher im ernstzunehmenden Verdacht steht die Entstehung von Krebs zu fördern. Bereits wenige Tage nach der Markteinführung bemängelte die deutsche Verbraucherzentrale, dass der immer noch sehr hohe Zuckergehalt des Softdrinks im Gegensatz zur Vermarktungsstrategie als vermeintlich gesunde Alternative zu Coca-Cola steht und enttarnte damit das von Marketingexperten ausgeklügelte Greenwashing. Ein nachweislich falsches Werbeversprechen, das mittlerweile für viele Unternehmen ein zentraler Teil ihrer Werbebotschaften geworden ist.
Als Gegenbewegung zur zunehmenden kommerziellen Vereinnahmung der Großstädte durch die wirtschaftliche Marktmacht multinationaler Konzerne und ihrer Investoren, versuchen weltweit seit mehr als zwei Jahrzehnten engagierte Kunst-Aktivistinnen und Aktivisten dieser Entwicklung den Boden zu entziehen. Einer der innovativsten Vertreter der damals noch jungen Street Art-Bewegung ist der in Kalifornien lebende und anonym agierende Künstler SKULLPHONE, der sich in den späten 2000er Jahren zu einem der wichtigsten Akteure der amerikanischen Street Art-Bewegung etablierte. Bereits Ende der 1990er-Jahre tauchten in Los Angeles Plakate und Schablonen eines Totenkopfs mit einem Mobiltelefon in der Hand auf, welche die Zeitschrift LA Weekly kurzerhand „SKULLPHONE“ taufte. Seinen künstlerischen Durchbruch in der breiten Öffentlichkeit hatte SKULLPHONE im Jahr 2008, als er eine Vielzahl von digitalen Plakatwänden in Los Angeles gehackt und mit seiner Kunst unautorisiert zurückeroberte.
In den darauffolgenden Jahren entwickelte der Künstler auch eine händisch gefertigte Variante der digitalen Billboards, welche er fortan als „Digital Media Paintings“ bezeichnete. Dabei setzt er mit einem feinen Pinsel tausende von Hand platzierte Punkte in den bekannten Monitorfarben RGB (rot, grün, blau) auf zuvor schwarz lackierte Aluminium-Panele, welche final mit speziellem Klarlack versiegelt werden. Das Ergebnis sind atemberaubende, wie digitale Werbetafeln der frühen 2000er anmutende Gemälde, welche auf ästhetische und zugleich subversive Weise die manipulative Wirkung klassischer Werbung imitieren.
2017 ist es dem Kunstverein gelungen mit SKULLPHONE sein bis dahin international erstes Digital Media Painting in Form eines großformatigen Mural-Triptychons in der Nähe des Stiglmaierplatzes umzusetzen. In seinem von Hand gefertigten Meisterwerk bedient sich der Künstler gezielt unter anderem Motiven der oben angeführten "Life" Greenwashing Kampagne.
Nur kurze Zeit nach der Umsetzung dieser großformatigen Kritik an Werbung im öffentlichen Raum kam es nur wenige Meter entfernt, bezugnehmend auf das Statement hinter dem Werk, zu zwei zynischen Ereignissen.
Wenige Wochen nach der Fertigstellung des Murals testete Deutschlands führender Vermarkter kommerzieller Werbeflächen im öffentlichen Raum an den direkt gegenüber liegenden Trambahn-Haltestellen seine bis dahin ersten digitalen Werbetafeln, welche mittlerweile so gut wie sämtliche Wartehäuschen der Stadt bekleiden.
Im Juli 2021 wurde diese Absurdität nochmals übertroffen, als die neuen Betreiber des wenige Jahre später zur Zwischennutzung ausgeschriebenen ehemaligen "Gesundheitshaus" unter dem Deckmantel der Kunstförderung eine der ersten kommerziellen Werbe-Graffiti Aufträge für einen der größten Kräuterschnapsherstellern direkt vis-a-vis zum SKULLPHONE Triptychons ermöglichten.
Sichtbarkeit: Herbst 2017 – heute
