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BERGMANNSTRASSE 21 · MÜNCHEN / WESTEND
Davey Leavitt
THANKSGIVING
„Komm, hol das Lasso raus - Wir spielen Cowboy und Indianer“
Abenteuerlich, wild und anders - bis heute wird die romantisch verklärte Vorstellung der Entdeckung und Besiedlung Nordamerikas nicht nur als beliebtes Kostüm zur alljährlichen Faschingsfeier zelebriert. Sie dient seit jeher auch der Filmindustrie als Vorlage zahlreicher Westernfilme sowie als Inspiration für den berühmten Filmklassiker „Pocahontas“ über das Märchen der spannungsgeladenen aber schlussendlich friedlichen Koexistenz zwischen den naturverbundenen Ureinwohnern Nordamerikas und den in der Selbstbetrachtung als fortschrittlich und zivilisierten empfundenden Siedlern aus dem fernen Europa.
Die scheinbar unvermeidbare Konfrontation gegensätzlicher Kulturen und Lebensweisen gilt bis heute als eine in ihrer filmgeschichtlichen Popularität beliebtesten Gesellschaftstragödien.
Die Folgen der mittlerweile bereits mehrere Jahrhunderte zurückliegenden Kolonialisierung und ihrer Verbrechen an der indigenen Bevölkerung - den sogenannten „First-Nations“ - sind bis heute sichtbar, wobei sie bislang weder angemessen aufgearbeitet noch entschädigt wurden.
Seit Ende der 2010er Jahre entwickelte sich in der westlichen Welt, unter anderem angetrieben durch die mediale Aufmerksamkeit für sozialpolitische Bewegungen wie „Black Lives Matter“, ein zunehmendes Bewusstsein in der Gesellschaft für die während der Kolonialisierung verübten Gräueltaten, die bis heute das Leben vieler ethnischer Gruppen beeinflussen.
Im Zuge der globalen Proteste wurden vielerorts Denkmäler, die ehemaligen Sklavenhändlern und Kolonialherrschern gewidmet waren, zur Zielscheibe des neu erstarkten kollektiven Bewusstseins. Statuen von bis dahin als Helden der weißen Geschichte gefeierte Kriegsverbrecher wurden buchstäblich entthront. Im britischen Bristol stürzten Aktivistinnen und Aktivisten das Abbild des Sklavenhändlers Edward Colston von seinem Sockel. Während in Boston der Entdecker der neuen Welt, Christoph Kolumbus, seinen Kopf verlor, ertränkte man sein Abbild im benachbarten Richmond sogar in einem See.
Auch innerhalb Deutschlands setzt man sich zunehmend mit den Verbrechen der eigenen Kolonialherrschaft in Ländern wie beispielsweise Ruanda, Tansania, Namibia oder Kamerun auseinander. Der Ruf nach einer angemessenen Aufarbeitung und einem neuen Umgang mit dem kolonialen Erbe wurde zu einer gesellschaftlichen Debatte, sodass auch hierzulande ein wichtiger Prozess angestoßen wurde. Seither verordnete die Politik unter anderem nach ehemaligen Kolonialherren benannte Straßen umzubenennen, aber auch die Diskussion über respektvolle Formen der Entschädigung wurden angestoßen.
Dieser reflektierende Blick auf die eigene Geschichte kann aber auch dabei helfen die aktuellen Geschehnisse in vielen Metropolen der Welt klarer zu erkennen und aus ihnen gar eine moderne Form kolonialen Vorgehens abzuleiten.
Der zu Anfang der 2000er Jahre bekannt gewordene Begriff der Gentrifizierung umschrieb hierzu den durch Studenten WGs sowie anschließende Luxussanierungen in einstigen Arbeitervierteln einhergehenden stetigen Anstieg von Mieten, mit der Folge, dass einkommensschwache Haushalte nicht nur aus der ihr vertrauten Umgebung, sondern oftmals auch einstigen Heimat vertrieben und meist in Wohnsiedlungen entlang der Stadtränder gedrängt wurden.
Infolgedessen verschwindet zugleich die oftmals in Debatten lautstark geforderte pluralistische Gesellschaft und damit auch der für ein soziales und solidarisches Zusammenleben erforderliche persönliche Austausch sowie der Begegnung über die eigene gesellschaftliche Schicht hinaus.
Der in Los Angeles lebende Künstler David Leavitt – Mitbegründer und kreativer Kopf des ehemaligen Künstlerduos CYRCLE – setzt in seiner aktuellen Arbeit gezielt die Symbolkraft von „Cowboy und Indianer“ ein, um damit nicht nur auf das durch die weißen Siedler verübte Unrecht an den Ureinwohnern Nordamerikas hinzuweisen, sondern den Betrachterinnen und Betrachtern gleichzeitig Parallelen innerhalb der Entwicklung unserer eigenen Gesellschaft aufzuzeigen.
Das im Zentrum des großformatigen Triptychons stehende Tipi wird zum Sinnbild für Lebensraum und Heimat, welches dem Gesamtwerk eine zweite Bedeutungsebene verleiht. Es wird an diesem bedeutenden Ort zur illustrativen Metapher für die mittlerweile von San-Francisco über London und Berlin bis ins Münchener Westend vollzogene Gentrifizierung der Städte und der in ihr lebenden Gesellschaft, deren einstiege Vielfalt allmählich zu verschwinden droht.
Sichtbarkeit: Sommer 2021 – heute
Abenteuerlich, wild und anders - bis heute wird die romantisch verklärte Vorstellung der Entdeckung und Besiedlung Nordamerikas nicht nur als beliebtes Kostüm zur alljährlichen Faschingsfeier zelebriert. Sie dient seit jeher auch der Filmindustrie als Vorlage zahlreicher Westernfilme sowie als Inspiration für den berühmten Filmklassiker „Pocahontas“ über das Märchen der spannungsgeladenen aber schlussendlich friedlichen Koexistenz zwischen den naturverbundenen Ureinwohnern Nordamerikas und den in der Selbstbetrachtung als fortschrittlich und zivilisierten empfundenden Siedlern aus dem fernen Europa.
Die scheinbar unvermeidbare Konfrontation gegensätzlicher Kulturen und Lebensweisen gilt bis heute als eine in ihrer filmgeschichtlichen Popularität beliebtesten Gesellschaftstragödien.
Die Folgen der mittlerweile bereits mehrere Jahrhunderte zurückliegenden Kolonialisierung und ihrer Verbrechen an der indigenen Bevölkerung - den sogenannten „First-Nations“ - sind bis heute sichtbar, wobei sie bislang weder angemessen aufgearbeitet noch entschädigt wurden.
Seit Ende der 2010er Jahre entwickelte sich in der westlichen Welt, unter anderem angetrieben durch die mediale Aufmerksamkeit für sozialpolitische Bewegungen wie „Black Lives Matter“, ein zunehmendes Bewusstsein in der Gesellschaft für die während der Kolonialisierung verübten Gräueltaten, die bis heute das Leben vieler ethnischer Gruppen beeinflussen.
Im Zuge der globalen Proteste wurden vielerorts Denkmäler, die ehemaligen Sklavenhändlern und Kolonialherrschern gewidmet waren, zur Zielscheibe des neu erstarkten kollektiven Bewusstseins. Statuen von bis dahin als Helden der weißen Geschichte gefeierte Kriegsverbrecher wurden buchstäblich entthront. Im britischen Bristol stürzten Aktivistinnen und Aktivisten das Abbild des Sklavenhändlers Edward Colston von seinem Sockel. Während in Boston der Entdecker der neuen Welt, Christoph Kolumbus, seinen Kopf verlor, ertränkte man sein Abbild im benachbarten Richmond sogar in einem See.
Auch innerhalb Deutschlands setzt man sich zunehmend mit den Verbrechen der eigenen Kolonialherrschaft in Ländern wie beispielsweise Ruanda, Tansania, Namibia oder Kamerun auseinander. Der Ruf nach einer angemessenen Aufarbeitung und einem neuen Umgang mit dem kolonialen Erbe wurde zu einer gesellschaftlichen Debatte, sodass auch hierzulande ein wichtiger Prozess angestoßen wurde. Seither verordnete die Politik unter anderem nach ehemaligen Kolonialherren benannte Straßen umzubenennen, aber auch die Diskussion über respektvolle Formen der Entschädigung wurden angestoßen.
Dieser reflektierende Blick auf die eigene Geschichte kann aber auch dabei helfen die aktuellen Geschehnisse in vielen Metropolen der Welt klarer zu erkennen und aus ihnen gar eine moderne Form kolonialen Vorgehens abzuleiten.
Der zu Anfang der 2000er Jahre bekannt gewordene Begriff der Gentrifizierung umschrieb hierzu den durch Studenten WGs sowie anschließende Luxussanierungen in einstigen Arbeitervierteln einhergehenden stetigen Anstieg von Mieten, mit der Folge, dass einkommensschwache Haushalte nicht nur aus der ihr vertrauten Umgebung, sondern oftmals auch einstigen Heimat vertrieben und meist in Wohnsiedlungen entlang der Stadtränder gedrängt wurden.
Infolgedessen verschwindet zugleich die oftmals in Debatten lautstark geforderte pluralistische Gesellschaft und damit auch der für ein soziales und solidarisches Zusammenleben erforderliche persönliche Austausch sowie der Begegnung über die eigene gesellschaftliche Schicht hinaus.
Der in Los Angeles lebende Künstler David Leavitt – Mitbegründer und kreativer Kopf des ehemaligen Künstlerduos CYRCLE – setzt in seiner aktuellen Arbeit gezielt die Symbolkraft von „Cowboy und Indianer“ ein, um damit nicht nur auf das durch die weißen Siedler verübte Unrecht an den Ureinwohnern Nordamerikas hinzuweisen, sondern den Betrachterinnen und Betrachtern gleichzeitig Parallelen innerhalb der Entwicklung unserer eigenen Gesellschaft aufzuzeigen.
Das im Zentrum des großformatigen Triptychons stehende Tipi wird zum Sinnbild für Lebensraum und Heimat, welches dem Gesamtwerk eine zweite Bedeutungsebene verleiht. Es wird an diesem bedeutenden Ort zur illustrativen Metapher für die mittlerweile von San-Francisco über London und Berlin bis ins Münchener Westend vollzogene Gentrifizierung der Städte und der in ihr lebenden Gesellschaft, deren einstiege Vielfalt allmählich zu verschwinden droht.
Sichtbarkeit: Sommer 2021 – heute
