MÄRZ – APRIL 2021 · WEAPON ART FAIR
GRUPPENAUSSTELLUNG

Giftshop - Installation: Torsten Mühlbach


Positive-Propaganda x "Weapon Art Fair".
Mit der WEAPON ART FAIR besetzt erstmals eine Ausstellung die historischen Räume der Galerie der Künstler, deren teilnehmende Künstler*innen und Institutionen sich in über 20 Werkbeiträgen einem Thema widmen, das die Menschheit als Dauerplage begleitet: gewaltsame Konfliktlösungsversuche mit Hilfe jeweils aktueller, um nicht zu sagen „zeitgenössischer“ Waffentechnik.
Waffen sind technisch-materiell hochinnovative Apparate, die neben ihrem Hauptzweck – dem Töten von Menschen (und Tieren) – , aus der Nähe aber auch Distanz betrachtet, eine ambivalente Faszination auslösen (können). Vielerlei sozialpsychologische Aspekte zwischen Furcht, Macht und Ohnmacht bis hin zu Fetischisierung rekurrieren nicht nur auf den eingeschrieben Vernichtungswillen dieser Werkzeuge; auch deren ästhetische „Behauptung“, die in den Produkten zum Ausdruck gelangt, der Schauwert dieser Maschinen kann und soll verfangen. Die Präzision, das sichtbare Ringen um Perfektion, die Formvielfalt und Materialverbindungen, Oberflächengestaltung, Glanz, Glätte und Haptik ergänzen diesen Eindruck, so dass diese „pervertierten Accessoires“, diese ungenutzt abstrakt erscheinenden Objekte mehr oder weniger auffällig alle Bereiche auch der zivilen offenen Gemeinschaft medial oder physisch berühren bzw. durchdringen: in Waffenadaptionen als Kinderspielzeug, in computer-simulierten Kampfhandlungen, in der Bewaffnung der Polizei, in den Nachrichten aus aller Welt und eben in den Künsten, hier vor allem im Film und in der Literatur. Und natürlich in unserer Alltagssprache, in der beispielsweise der Begriff der Avantgarde auf Pionier*innen der Künste verweist, seinen Ursprung jedoch im französischen Militärwesen hat. Dass Bildende Künstler*innen auf diese Präsenz reagieren, sich diesem Phänomen annehmen, diesen Komplex untersuchen und befragen, verwundert somit nicht. Dass deren Annäherung eine kritische Fokussierung vornimmt, eher Fragen stellt als Antworten geben zu wollen, erscheint dabei als angemessene Herangehensweise.
Die von Torsten Mühlbach kuratierte Ausstellung zeigt einen Ein-, keinen Überblick künstlerischen Umgangs mit diesen martialischen Gegenständen. In der gesamten Breite künstlerischer Ausdrucksmittel, von raumgreifenden Mixed-Media-Installationen, teils kinetischen Objekten, Skulptur, Fotografie und Video, Malerei und Zeichnung bis hin zu performativen Ansätzen und Handlungsanweisungen an die Besucher*innen, entsteht ein Parcours (wieder so ein militärischer Begriff), dessen Exponate als visuelle „Hindernisse“ eine emotionale wie auch intellektuelle Auseinandersetzung einfordern; dabei wird dem „tragischen Hintergrund“ der WEAPON ART FAIR, trotz oder gerade wegen der „ernsten Lage“, auch das Moment des Komischen entlockt und dadurch die Perfidität des „Normalen“ im Umgang mit und in Anerkennung der Waffe als Ding an sich entlarvt.
Die künstlerischen Transformationen, Umwidmungen, Verweise und Überzeichnungen, der genuin künstlerische Blick auf Wesen und Wirkung der Distanz-Tötungswerkzeuge und ihre Verankerung im gesellschaftlichen Miteinander, die in dieser „Waffenkunstmesse“ zu entdecken sind, zur Schau gestellt werden, bieten den Besucher*innen die Möglichkeit, gefahrlos das eigene Verhältnis zur Waffe gerade auch im zivilen Umfeld zu reflektieren.
Text: Axel Steig
Ausstellungsort // Galerie der Künstler, Maximilianstraße 42, 80538 München
Ausstellungsdauer // 09. März – 11. April 2021
Aktuelle Öffnungszeiten auf // BBK München | Bitte beachten Sie die COVID-19 Bestimmung Vorort.
Gefördert vom Kulturreferat München sowie dem bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.
